Morton Neurinom

 

Das Besondere am Fuß ist, dass dieser - im Gegensatz zu anderen größeren Körperteilen wie z.B. der Hüfte, die aus zwei Knochen besteht - aus 26 Knochen besteht, die mit über 20 Muskelgruppen, etwa zwei Dutzend Einzelgelenken, Nerven und anderen Strukturen auf kleinstem Raum zusammenkommen. Diese einzelnen Bewegungssegmente unterliegen einem komplexen Zusammenspiel, wobei bereits kleinste Veränderungen zu schmerzhaften Beschwerden und Bewegungseinschränkungen führen können, was bei einem Krankheitsbild wie dem Morton Neurinom besonders deutlich wird.

Das Morton Neurinom beschreibt eine schmerzhafte Verdickung des Mittelfußnerven. Es handelt sich um einen kleinen Nervenknoten, der meistens zwischen der dritten und vierten Zehe sitzt. Seltener betroffen ist der Zwischenraum zwischen der zweiten und dritten Zehe.

Verursacht wird das Morton Neurinom durch eine Irritation/Kompression (Einengung) der sogenannten Interdigitalnerven in Höhe der Zehengrundgelenke. Die Interdigitalnerven sind jene Nerven und Nervenäste, die zwischen den Zehen verlaufen. Zieht sich die Kompression über einen längeren Zeitraum (chronische Kompression), entwickelt sich eine knotenartige Verdickung an der betroffenen Stelle, die histologisch - also das Gewebe betreffend - einem Neurom (Vergrößerung von Nervengewebe durch Zunahme der Zellzahl) entspricht.

 

Beschwerden

Klein, aber oho: Ein Morton Neurinom kann teils starke, brennende oder stechende Schmerzen im Bereich des Mittelfußes und der Zehen verursachen. Typisch sind akut einschießende Schmerzen, vor allem nach längerer Gehzeit. Die Schmerzen können so stark sein, dass PatientInnen die Schuhe ausziehen, den Fuß ruhigstellen und massieren müssen. Auch Gefühlsstörungen wie Taubheit, Kribbeln oder das Gefühl von einem kleinen Stein im Schuh können vorkommen. Aufgrund der teils starken belastungsabhängigen Schmerzen können die Freude an Bewegung und die Lebensqualität sehr beeinträchtigt sein.

Anzeichen/Beschwerden: Schmerzen im Mittelfuß und in den Zehen, Gefühlsstörungen, nachlassende Schmerzen in Ruhe bzw. beim Ausziehen der Schuhe

 

Ursachen

Begünstigt wird das Morton Neurinom vor allem durch andere Fußdeformitäten (z.B. Spreizfußstellung, Hallux valgus).

Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Häufig zu beobachten ist die Erkrankung auch bei LaufsportlerInnen mit höherem Trainingspensum - schlecht gepolsterte Schuhe und ein besonders harter Laufuntergrund können die Schmerzen zusätzlich fördern.

Ursachen: Andere Fußdeformitäten, größere Belastungen des Fußes (z.B. intensiveres Lauftraining, stundenlanges Stehen im Beruf)

 

Diagnose

Wir beobachten immer wieder, dass PatientInnen mit einem Morton Neurinom aufgrund einer Fehlinterpretation der Beschwerden zunächst keine angemessene Behandlung erhalten. Dies ist einerseits auf die komplexe Anatomie des Fußes zurückzuführen, durch welche bei Fußschmerzen viele verschiedene Diagnosen möglich sind, andererseits auch darauf, dass bildgebende Untersuchungen im Fall des Morton Neurinoms nicht immer sehr aussagekräftig sind.

Die Diagnose muss somit besonders gründlich erarbeitet werden, um andere mögliche Ursachen für die Fußschmerzen (z.B. Metatarsalgie, Entzündung in den Grundgelenken) mit Sicherheit ausschließen zu können. Allem voran geschieht dies durch eine ausführliche Anamnese, bei welcher die Beschwerden genau erfasst werden, und eine umfassende klinische Untersuchung des Fußes.

Eine feine Ultraschalluntersuchung oder/und eine Kernspintomographie können zur differenzierten Abklärung sinnvoll sein, um das Nervenknötchen genau zu lokalisieren. Bei der Untersuchung des Fußes zeigt sich bei einigen PatientInnen eine herabgesetzte bzw. schmerzhafte Sensibilität im betroffenen Zehenzwischenraum (meistens zwischen der Außenseite der dritten Zehe und der Innenseite der vierten Zehe).

Zudem kann der Schmerz durch ein leichtes und vorsichtiges Drücken des Vorfußes hervorgerufen werden, weiters stellt die diagnostische Betäubung eine Möglichkeit dar um das Knötchen nachzuweisen.

Diagnose: Anamnese, klinische Untersuchung, Röntgenuntersuchung, Ultraschalluntersuchung, Kernspintomographie

 

Konservative Therapie

Die Therapie eines Morton Neurinoms kann konservativ und/oder operativ erfolgen. Im Fusszentrum Wien bieten wir unseren PatientInnen ein vielfältiges Angebot an konservativen Behandlungen an, welche bei Möglichkeit immer ausgeschöpft werden, ehe eine Operation in Betracht gezogen wird. In manchen Fällen lässt sich mit Infiltrationen, einer entsprechenden Einlagenversorgung mit Unterstützung des Quergewölbes des Fußes und Massagen eine Besserung der Beschwerden herbeiführen. Im Regelfall stellt jedoch die Operation die beste Möglichkeit dar, um langfristige Beschwerdefreiheit zu erreichen.

Konservative Therapie: Infiltrationen, Schuheinlagen mit Unterstützung des Quergewölbes, Massagen

 

Operation

Die operative Therapie besteht in einer Entfernung des Nervenknötchens.

Narkose: Operationen am Vorfuß werden standardmäßig in Sedierung mit Leitungsanästhesie durchgeführt. Es werden also gezielt jene Nerven des Fußes betäubt, welche die Schmerzen ohne Lokalanästhetikum weiterleiten würden.

 

Nachbehandlung

Allgemeine postoperative Maßnahmen zur raschen Besserung sind Schonen, Hochlagern und Kühlen (drei- bis viermal täglich á zehn Minuten). Schonen bedeutet, dass in den ersten zehn bis 14 Tagen nach der Behandlung nur die notwendigsten Tätigkeiten verrichtet werden sollten, ansonsten sollte dem Fuß nach der Operation, die ja eigentlich eine Verletzung darstellt, ein bestimmter Zeitraum zur Heilung und Regeneration gegeben werden. Beim Sitzen und Liegen sollte das operierte Bein nicht herabhängen, sondern vorsichtig erhöht abgelegt werden.

Nach dem Eingriff bleibt eine Gefühlsstörung im behandelten Zehenzwischenraum zurück. Diese hat keine Auswirkungen auf die Fußbalance und das Gleichgewicht und stört PatientInnen im Regelfall nicht, insbesondere vor dem Hintergrund der absoluten Schmerzfreiheit, die durch die Operation erreicht wird.

 

Sport

Aus sportlicher Sicht sind nach dem Eingriff im Regelfall keine Einschränkungen zu erwarten.